Lecker! Foodfotografie mit Michael Werthmüller

Foto: Michael Werthmüller

Gastbeitrag von Achim Rache, vhs Kassel

„Lebensmittel bieten wunderbare Möglichkeiten für das Erlernen der Fotografie.“ Diese These war der Ausgangspunkt für den spannenden Workshop „Foodfotografie“, den 10 interessierte Teilnehmende im Rahmen der Bundesfachkonferenz besuchten. Der Referent, Michael Werthmüller,  führte ins Thema mit einer Präsentation ein, die unter anderem viele leckere Fotobeispiele zeigte. Im anschließenden Praxisteil wurden  Lebensmitteln  „gestylt“ und fotografiert. Am Set kamen drei Varianten zum Einsatz:

Foto: Achim Rache

  • Brombeeren und Himbeeren auf Schiefertafel
  • Joghurt mit Nüssen im Glas „gestylt“
  • Grillkäse (Halumi) – gegrillt ohne Grill, dafür mit Bunsenbrenner und Schraubenzieher

What you see is what you get… oder?

Ganz egal, ob im Restaurant, online oder auf Verkaufsverpackungen – ansprechende Bilder von appetitanregenden Speisen sehen wir täglich und in vielen Zusammenhängen.

Und… Ivan Pavlov lebt: Reiz – Reaktion… schon stellt sich Hunger ein oder man bekommt Appetit.

Doch wie gelingt es, ansprechende Fotos herzustellen und welches Equipment ist nötig? Geht es auch ohne großen Aufwand?

Worauf es ankommt…

Was soll das Bild vermitteln? Ist das Foto für mich privat oder soll z. B. ein Produkt beworben und verkauft werden. Egal für welchen Zweck, es gilt, das Essen appetitlich darzustellen. Authentisch und lecker!

Meistens braucht man nur eine kleine aber feine Fläche, um Lebensmittel gut zu fotografieren. Der Hinter- und Untergrund ist wichtig. Er hilft, das Essen besser zu betonen und sollte farblich neutral sein.

…was braucht man noch?

Im Regelfall eine leckere Speise – das passende Rezept – die Zutaten, (etwas) Kochtalent und eine gute Idee, die Speise zu präsentieren, z. B. in oder auf Gefäßen, auf Holz oder Stein etc.

Foodstyling, also das leckere Anrichten, ist immer nötig, um tolle Food-Fotos zu schießen. Das Stylen von Speisen bringt absoluten Mehrwert und benötigt dementsprechend Zeit, die man einplanen muss.

Foto: Achim Rache

Technik…

Es gibt viele Möglichkeiten zur Foodfotografie. Je nach Art des „Objektes“ kann ein großes Setup nötig sein aber oft kommt man mit wenig aus.

Licht… spielt immer eine große Rolle! Ganz egal mit welcher Beleuchtung, je nach Vorgabe und Idee arbeiten wir mit oder ohne Stativ, wobei ein Stativ immer längere Belichtungszeiten ermöglicht. Mit einer offenen Blende gewinnen wir mehr Licht und lenken die Aufmerksamkeit auf den leckersten Happen. Ein bis fünf Studioblitzlichter können zur Verwendung kommen. Um keine zu große Ausrüstung nutzen zu müssen, reicht in vielen Fällen ein „available light“, eine Art Reflektor – gerne auch mit wechselnden Farbtemperaturen, der das (Tages) Licht bündelt und das Objekt aus- bzw. anleuchtet. Dabei kann es sich um einen professionellen Reflektor handeln, aber auch eine Alu-oder Rettungsfolie oder ein weißer Karton können ausreichend sein und ein neutraler Hinter-/Untergrund.

Perspektiven…

Das „Objekt der Begierde“ zunächst aus unterschiedlichen Perspektiven/Blickwinkeln zu betrachten hilft oftmals und ist notwendig, um ein gutes Bild zu schießen. Also einmal drumherum gehen, um die beste Position zu finden und dann das Motiv ggf. den Bildausschnitt definieren. Die richtige Perspektive muss man oft erst suchen. Das Setup dabei zunächst mit einem Dummy anstelle des echten, zu fotografierenden Objektes zu versehen, ist durchaus hilfreich. Gerade dann, wenn die Speise schnell vergänglich ist…

Schon hungrig?

Nicht alles ist so lecker wie es aussieht! Fakes gibt es auf die unterschiedlichsten Arten – aber auch einfache Tricks für leckere Fotos. Oft reicht die zu sehende Vorderseite oder Draufsicht einer Speise für ein Foto. Den nicht sichtbaren Teil kann man getrost vernachlässigen. Anschnitte sehen oft leckerer aus und farbige Kontraste im Essen wirken besser! Wasser oder Öl kann eingesetzt werden, um z. B. Reflexionen/ Spiegellungen/Glanzlichter zu erzeugen oder auch Haarlack, um es „schön“ zu machen! Aber dann bitte nicht mehr essen… und Glanzlichter wenn, dann nur sparsam einsetzten. Sie können vom eigentlichen Motiv ablenken.

Foto: Michael Werthmüller

Aber nicht nur das Motiv alleine…

Je nach Auftrag oder Idee gehört es auch dazu, das Zubereiten und Anrichten und ggf. sogar die Zutaten selbst zu fotografieren.

Noch hungrig? Pech gehabt… Erst die Arbeit, dann das Vergnügen! Alles klar? Dann mal los!

Allzeit gutes Licht!

 

 

 

 

 

März 6, 2019

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