Selbstgesteuert Lernen in der Gesundheitsbildung – ein Projekt aus Rheinland-Pfalz

Foto: Matthias Grell

Hier schreibt Eva Kracke

Innere Blockaden überwinden, die eigenen Stärken spüren und Bedürfnisse und Vorsätze nachhaltig in Handlungen umsetzen… dies alles lässt sich mit ihrer wissenschaftlich fundierten Methode lernen – versprechen die Begründer des Zürcher Ressourcen Modells (ZRM®) Dr. Maja Storch und Dr. Frank Krause.

Neugierig geworden, besuchte ich 2015 einen ZRM-Kurs.  An meinem eigenen Thema, der Angst beim Klettern am Fels, wollte ich die Wirksamkeit erproben. Was ist passiert?

ZRM® in Kürze

ZRM® basiert auf der Annahme, dass Menschen ihre Veränderungswünsche erreichen, wenn es ihnen gelingt, das dem Wunsch zugrunde liegende Bedürfnis zum Motor der Veränderung zu machen. Der Zugang zu den meist unbewussten Bedürfnissen erfolgt über Bilder.

In der Fortbildung suchte ich aus vielen ansprechenden Bildern eines, das bei mir ausschließlich positive Gefühle auslöste und mich bei meinem  Thema „Angstfreier klettern“ unterstützt. Ein Adler hoch oben in der Luft: Das  Bild lässt mich innerlich grinsen und drückt mein Bedürfnis nach Veränderung passend aus. In einem Ideenkorb erhalte ich von der Gruppe positive Assoziationen zum Bild. Aus der Fülle ihrer und meiner eigenen Ideen suche ich Begriffe und Formulierungen, die für mich ausschließlich positive Gefühle – im ZRM® Affekte genannt – auslösen und mit meinem Thema zu tun haben. Meinen Wunsch nach Veränderung formuliere ich unter Berücksichtigung dieser Begriffe. Er wird, wieder mit Unterstützung der Gruppe,  zu einem bildhaften Ziel weiter entwickelt: „Voll Freude erobere ich neue Höhen“. Mit dieser neuen Haltung, im ZRM® Motto-Ziel genannt, habe ich den festen Vorsatz etwas zu verändern.

Foto: Eva Kracke

Damit ich im Alltag mein Ziel nicht aus den Augen verliere, suche ich passende Erinnerungshilfen, sog. Primes. Hinzu kommen Achtsamkeitsübungen und Wenn-Dann-Pläne für kritische Situationen. Alles Methoden des Zürcher-Ressourcen-Modells. So ausgerüstet gelingt es mir heute angstfrei(er) zu klettern und auch mal einen Höhenflug zu wagen.

Subjektive Motivation – Zentraler Erfolgsfaktor für das Gelingen von Lernprozessen

Verhalten langfristig ändern, Belastungen anders begegnen, Ängste überwinden – in der Gesundheitsbildung gibt es viele Möglichkeiten mit der Methode des ZRM® Menschen zu stärken. Motiviert durch meine Erfahrungen, wollte ich herausfinden, wie wir diesen ressourcenorientierten Ansatz in Angeboten für Menschen in schwierigen Lebenslagen einsetzen können.

Das Projekt „Motivationsberatung für Menschen in sozial benachteiligten Lebenssituationen“ wurde vom Land Rheinland-Pfalz gefördert. Teilnehmer*innen mit ungünstigeren Gesundheitschancen sollten unterstützt werden, Veränderungswünsche in Handlung umzusetzen. Gemeinsam mit fünf Volkshochschulen, elf Kursleiter*innen und der Erwachsenenbildnerin Eva Heinold-Krug suchten wir nach Wegen, Kursinhalte aus Entspannung, Körpererfahrung und Grundbildung mit ZRM®-Elementen so aufzubereiten, dass die Lernenden ihre innere Motivation spüren und aktivieren können. Dabei war unser Blick vor allem auf die Förderung von selbstbestimmtem, gesundheitsförderlichem Handeln gerichtet.

In einem zweitägigen Seminar lernten die Kursleiter*innen das Zürcher Ressourcen Modell kennen. Anschließend erarbeiteten sie, wie sie die Motivationsmethode mit ihren Angeboten verknüpfen und an die Bedarfe der Zielgruppe anpassen können.

Angeboten wurden u.a. folgende Kurse:

  • Den eigenen Wünschen und Stärken auf die Spur kommen für Teilnehmer*innen von Lesen und Schreiben Kursen
  • Selbstfürsorge in der ehrenamtlichen Flüchtlingsarbeit
  • Selbstverteidigung für Frauen (ALG II-Bezug)
  • Stressfrei(er) arbeiten, entspannter leben für Kursleitende im Bereich Deutsch als Fremdsprache
  • „Ich starte noch mal durch…“ für Menschen ab 60

Obwohl die Kurse kostenfrei waren, konnten die Teilnehmer*innen oft nur mit Unterstützung weiterer Partner gewonnen werden. Häufig stehen bei der Zielgruppe andere Belastungen im Vordergrund und es fällt den Menschen schwer, sich auf die regelmässige Teilnahme an einem Kurs einzulassen.

Die fast durchgängig positiven Rückmeldungen der Teilnehmer*innen, haben mich sehr beeindruckt und bestärkt, ZRM® auch zukünftig in vhs-Angebote zu integieren. So sagte eine Teilnehmerin bei einer zufälligen Begegnung einige Wochen nach Kursende zur Kursleiterin „Ich möchte mich bei Ihnen von ganzen Herzen bedanken für alles was ich durch Sie lernen und erkennen durfte“.  Eine 82jährige Dame ist erstaunt, dass sie in ihrem Alter noch soviel Neues erfährt, was ihr Leben verändert. Eine andere, die sich nie zutraute, ihre Sehnsucht nach einem Schwimmkurs umzusetzen, hat sich nun wirklich angemeldet.

Die Kursleiter*innen berichteten uns mehrheitlich von ihren guten Erfahrungen. Sie konnten ZRM-Elemente mit ihren Angeboten verknüpfen und das Verfahren anpassen an die Bedarfe von Menschen, denen Wahrnehmung und sprachliche Ausdruck von Körpergefühlen nicht so vertraut sind. Das Projekt hat gezeigt, dass die Methode ZRM® sehr gut geeignet ist, eigenverantwortliches Handeln zu fördern und Gesundheitskompetenz zu stärken, zwei zentrale Ziele der vhs-Gesundheitsbildung.

Interesse geweckt…?

In unserer Projektdokumentation zeigen wir Programmplanenden, in welcher Form Motivationsberatung mit der Methode des ZRM® in vhs-Kursen stattfinden kann. Kursleiter*innen erhalten Anregungen zur methodischen Umsetzung für die eigene Kurspraxis.

Die Veröffentlichung kann beim Landesverband kracke@vhs-rlp.de bestellt oder von der Homepage hier heruntergeladen werden.